Dieses Jahr feiert das angesehene Deià International Music Festival sein 41-jähriges Jubiläum. Das alljährlich stattfindende Festival umfasst eine Reihe von klassischen Konzerten (jeden Donnerstag zwischen Mai und September) mit spanischen sowie internationalen Musikern.
Die Finca Son Marroig bietet hierfür ein wunderschönes Ambiente. In der Fundación Bartolomé March in Palma werden die Konzerte wiederholt.
Um die komplette Konzertliste zu sehen, besuchen Sie bitte http://www.dimf.com/index.html
Interview mit dem Organisator des jährlichen Deià Musik Festivals
Betritt Alfredo Oyáguez (49) den Raum, ist die Luft von seiner Persönlichkeit erfüllt. Vielleicht flimmert sie sogar ein wenig, denn auch wenn der Pianist und Organisator des Musikfestivals in Deià gerade nicht am Klavier sitzt, sorgt seine klangvolle Stimme für die Aufmerksamkeit der Zuhörer.
Wir treffen den Madrilenen und Musikprofessor am Konservatorium in Palma, wo er Klavier unterrichtet und das hauseigene Sinfonieorchester leitet, wenn er nicht gerade für Konzerte, rund 90 spielt er im Jahr, um die Welt reist. Ein Höhepunkt steht in diesem Jahr noch aus: Am 15. Oktober ist er in der Carnegie Hall in New York mit dem Cellisten Andrew Smith zu hören, gemeinsam stellen sie ihr neues Album “Spanish Music for Cello & Piano” vor.
Aktuell ist Oyáguez aber noch mit dem Festival Internacional de Música de Deià befasst, auch zur 39. Ausgabe konnte er wieder zahlreiche namhafte Künstler aus den USA, Neuseeland, Finnland, Holland und Italien verpflichten. Das Festival findet erstmals ohne den Gründungsvater Patrick Meadows statt, der Ende April in Palma starb. Dem US-Amerikaner sind in diesem Jahr einige Konzerte gewidmet. 2018, zum 40-jährigen Geburtstag des Festivals soll die Person Patrick Meadows im Mittelpunkt einer ganzen Konzertreihe stehen. Der 83-jährige hatte die Veranstaltung mit musikbegeisterten Amateuren erstmals 1978 auf die Beine gestellt und das Festival immer weiter professionalisiert. Vor 14 Jahren kam Alfredo Oyáguez mit dazu, der das Festival seit sieben Jahren alleine organisiert.

Deià
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„Die Musikszene in Deià ist noch immer klein und familiär und der Veranstaltungsort Son Marroig hat nichts von seinem magischen Zauber verloren“, sagt Alfredo Oyáguez. Wenn die Sonne während eines Konzerts im Meer versinkt, gehört das für den Pianisten noch immer zu den schönsten Festival-Momenten. Bis Oktober stehen noch zehn Konzerte aus, sechsmal machen die Künstler tags drauf einen Abstecher in den Palau March in Palma, wo die Vorstellung gratis angeboten wird. Zudem werden in diesem Jahr erstmals Konzerte in dem Landhotel Sa Bassa Rotja in Porreres gegeben. Sie finden nach einem Abendessen auf der Terrasse des Hotels statt, auch Nicht-Hotelgäste sind willkommen.
Auf dem Programm stehen traditionelle und moderne Werke bekannter und weniger bekannter Komponisten. Bei der Auswahl der Musikstücke ging Oyáguez noch nie thematisch vor, es kommt sogar vor, dass zwei Künstler dieselbe Sonate während des Festivals spielen; jeder interpretiert sie auf seine Art. Zu den diesjährigen Konzerthöhepunkten gehören der bekannte spanische Cellist Asier Polo sowie das Klavierkonzert Mysterium mit dem italienischen Pianisten Antonio Artese, untermalt von Lichtinstallationen und Düften eines Parfümeurs aus Florenz.
Das Tango-Ensemble La Cuarentena begleitet Alfredo Oyáguez auf dem Klavier, mit den drei argentinischen Künstlern (Gesang, Gitarre, Perkussion) ist er seit vielen Jahren befreundet. „Ich bekam schon öfter zu hören, dass das Musikfestival eine Mafia sei“, sagt Oyáguez, an dem solche Vorwürfe abprallen. „Mir gefällt es mit Freunden zu arbeiten, wenn die Dinge leicht gehen und neben der musikalischen Qualität auch die Persönlichkeit des Künstlers zählt.“
Kosmopolit Oyáguez ist nicht nur ein hervorragender Musiker, sondern auch ein exzellenter Networker, der in Madrid, Prag und Yale studierte, zahlreiche Orchester zwischen Santa Barbara und Mannheim leitete und Musikfestivals in Finnland, Kosowo und Italien organisierte. „Mallorcas Musikszene ist sehr aktiv und es gibt ein großes Angebot, es mangelt aber an Zusammenarbeit unter den Veranstaltern“, so Oyáguez, der mit der mallorquinischen Violinistin Rosa Cañellas verheiratet ist. Wenn ein bedeutender Künstler auf die Insel kommt, könnte er theoretisch an sechs verschiedenen Plätzen spielen, weil jeder Ort wie Capdepera oder Cala Mayor sein eigenes Publikum hat.
Was inselübergreifend noch nicht funktioniert, gelingt innerhalb des Musikfestivals umso besser. Den Organisatoren ist es mit Unterstützung der Schweizer Avina-Stiftung und einem Crowdfunding gelungen, ein gebrauchtes Steinway-D-Konzertpiano anzuschaffen, das Aushängeschild des renommierten Klavierbauers. Auf dem Flügel spielten bereits große Meister wie Barenboim oder Lang Lang, auf dem Muskfestival in Deià werden darauf Werke berühmter Komponisten wie Schumann, Liszt oder Rachmaninov zu hören sein. „Musik ist wichtiger als Mathematik“, findet Oyáguez, der als Fünfjähriger mit dem Klavierspiel begann und heute ein Musikprojekt für benachteiligte Kinder in Südamerika unterstützt. Dass Musik unser Gehirn wachsen lasse, haben neurologische Studien gezeigt, so der Pianist. „Was Musik in unseren Herzen bewegt erlebt man, wenn man ein Konzert an so einem wundervollen Ort wie Son Marroig hört“.
Die Konzerte finden noch bis zum 5. Oktober in Son Marroig statt.
Eintritt: 20 Euro.
Karten unter 678-98 95 36 oder E-Mail